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„Troll hatte, was die Angemessenheit sprachlicher Äußerung, das in bestimmter Situation Geziemende angeht, ein absolutes Gehör... Der als 'gemüthafter Meister der Kleinkunst',
als 'einfallsreicher Feuilletonist' und 'schwäbischer Poet' Abgetane (einen Schritt weiter, und wir sind beim Heimatdichter aus Stuttgart) war in Wahrheit ein Artist und poeta
doctus, der - man lese den Essay 'Gedichte machen' - seine Verse so gut wie die Prosa-Stücke mit hoher Bewußtheit (und großer Risiko-Bereitschaft) formulierte...“
Walter Jens in seinem Nach-Wort zu „Das große Thaddäus Troll-Lesebuch“
Aus Anlass von Thaddäus Trolls 100. Geburtstag finden ihm zu Ehren mehrere Veranstaltungen statt. Auch Ausstellungen wurden vorbereitet, in denen an diesen nicht nur für seinen
Geburtsort Cannstatt, seinen Wohnort Stuttgart und sein Herkunftsland Baden-Württemberg so verdienstvollen Menschen erinnert wird. Er hat mit seinem Bestseller "Deutschland
deine Schwaben" das Image seiner Landsleute in unserem Bundesland, unserer Republik, ja sogar weltweit und "Preisend mit viel schönen Reden" zurechtgerückt. Ein Leser bedankte
sich erleichtert beim Autor: „Wem man dieses Buch schenkt, bei dem braucht man sich nicht mehr zu entschuldigen, dass man ein Schwabe ist.“
Dafür hat der Jubilar verdient, dass seiner gebührend gedacht wird. Jedoch nicht allein an sein literarisches Schaffen soll erinnert werden, sondern auch an seine ehrenamtlichen
Tätigkeiten: als Erster Vorsitzender des Baden-Württembergischen Schriftstellerverbandes, als Delegierter dieses Verbandes im Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks, als
Mitbegründer des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg und als PEN-Vizepräsident.
Für Thaddäus Troll waren diese Berufungen nicht schmückende Aufzählung in Nachschlagewerken, sondern ernstzunehmende Aufgaben, zu denen er sich aufgefordert sah. In all seinen
Funktionen war Thaddäus Troll sich seiner Verantwortung bewusst und setzte seinen Bekanntheitsgrad zum Nutzen nicht seiner selbst ein, sondern für jene, die ihn in diese
Funktionen berufen hatten.
Sein Wohnort Stuttgart hat ihm zu verdanken, dass nach der Gründung des VS-Bundesverbands 1970 der erste Schriftstellerkongress in Stuttgart stattgefunden hat. Heinrich Böll gab
dem Kongress das Motto "Einigkeit der Einzelgänger". Willy Brandt hielt im brechend vollen Beethovensaal der Liederhalle die Festrede. Auf dem Podium saßen Heinrich Böll, Günter
Grass, Martin Walser, Carl Amery und Thaddäus Troll. Dieter Lattmann, 1970-73 Erster Vorsitzender des Bundes-Schriftstellerverbandes, moderierte diese denkwürdige Veranstaltung
"wie ein Weberschiffchen", so drückte er sich in seinem Vortrag zum 75. Geburtstag von Thaddäus Troll im Cannstatter Rathaus über den Verlauf dieses für Stuttgart so
denkwürdigen Ereignisses aus.
Gemeinsam mit Dieter Lattmann brachte Thaddäus Troll die Künstlersozialversicherung, die Bibliotheksabgabe, den
Musterverlagsvertrag, den Schulbuchparagraphen im Urheberrecht auf den Weg. Die Pensionskasse der Rundfunkanstalten für Freie Mitarbeiter ist Thaddäus Troll mit zu verdanken.
Auch kümmerte er sich um die alten, kranken und vergessenen Kolleginnen und Kollegen.
Das Stuttgarter Schriftstellerhaus geht auf seine Initiative zurück. Erste Gespräche dazu fanden im Jahr 1974 bei Ministerpräsident Filbinger statt. Im Juli 1979 - ein Jahr
zuvor war Johannes Poethen Thaddäus Troll im Amt des Vorsitzenden des Schriftstellerverbands nachgefolgt – bot die Stadt Stuttgart dem Schriftstellerverband das Haus in der
Kanalstraße 4 an. Die Einweihung im Jahr 1983 konnte Thaddäus Troll allerdings nicht mehr erleben.
Als Delegiertem der Schriftsteller im Süddeutschen Rundfunk waren die Unabhängigkeit des Rundfunks und die Qualität des ausgestrahlten Programms eine fundamentale Forderung. Er
war in verschiedenen Gremien aktiv, u.a. dem Programmbeirat der ARD. 1980 wurde er vom SDR-Rundfunkrat in öffentlicher Sitzung für die Expertenkommission „Neue Medien“
vorgeschlagen und von der Landesregierung auch dazu berufen.
Zum Zeitpunkt seines Todes war er dienstältestes SDR-Rundfunkratsmitglied. Der amtierende Rundfunkrats-vorsitzende Walter Ayass würdigte das verstorbene Rundfunkratsmitglied mit
folgenden Worten:
„In seiner Tätigkeit in den Gremien des Rundfunks hat sich Dr. Hans Bayer ein reiches Kapital an Medienpraxis, Medienkunde und Medienwissenschaft angeeignet. Dieses Kapital ist
nicht dem Inhaber zugute gekommen, wie das sonst beim Kapital üblich ist, sondern dem Süddeutschen Rundfunk und seinem Klima, seiner Qualität und seiner Unabhängigkeit... Er hat
im Rundfunk in erster Linie Kreativität, geistige Auseinandersetzung und die Qualität des Programms gehegt und beschützt... Er hat sich in seiner Tätigkeit im und für den
Rundfunk engagiert und sich mit dem Amt identifiziert.“
Zu Thaddäus Trolls 100. Geburtstag sind unter dem Link:
www.stuttgart.de/troll100
alle Veranstaltungs- und Ausstellungstermine notiert, die aus diesem Anlass in Stuttgart und Umgebung stattfinden.
Die Stadt Stuttgart hat dankenswerterweise angeboten, die Termine zu koordinieren. Frau Marion Kadura vom Kulturamt hat diese Aufgabe übernommen, dank
deren Kompetenz und Souveränität das Projekt bei ihr in den besten Händen ist.
In eigener Sache...
Seit dem Jahr 1981 gibt es den Vertrieb Thaddäus Troll. Wie kam es zu dieser Bezeichnung? Es war Thaddäus Trolls Wunsch, dass die Zeitungen und Publikationen aller Art (Tageszeitungen, Literatur-, Unterhaltungs-, Betriebszeitschriften etc.) sowie Rundfunkanstalten, denen er jahrzehntelang seine literarischen Produkte zur Veröffentlichung angeboten hatte, auch nach seinem Tod mit seinen Texten beliefert werden sollten: Arbeiten aus einem umfangreichen Oeuvre über Gott und die Welt, über Natur und Kultur, über Essen und Trinken, über Reisen und Genießen, über Gesundheit und Krankheit, über Land und Leute, über Schwaben und Reigschmeckte, über Politik und Gesellschaft, über Freundschaft und Liebe, über Ehe und Familie, kurz: über alles, was Thaddäus Troll herausforderte, darüber Geschichten und Satiren, Glossen und Feuilletons, Ortsbeschreibungen und Reiseschilderungen, später auch Gedichte in schwäbischer Mund-Art zu schreiben. Es handelt sich um Texte, denen auch der Wandel der Zeit nicht ihre Gültigkeit nehmen kann und die Erinnerungen an vergangene Zeiten wachrufen. Thaddäus Troll machte den Vorschlag, dem Unternehmen die Bezeichnung Vertrieb Thaddäus Troll zu geben. Bis Mitte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts konnte dann von einer ersprießlichen Zusammenarbeit mit den interessierten Medien die Rede sein.
Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich! Das Internet-Zeitalter ist eingezogen. Den Vertrieb Thaddäus Troll gibt es weiterhin, wenn auch der ursprüngliche Zweck nicht mehr zur Ausübung kommt. Die Bezeichnung soll beibehalten werden, weil sie sich eingeprägt hat.
Eleonore Lindenberg, Troll-Sekretärin von 1966 bis 1980
NEU
Jörg Bischoff:
Thaddäus Troll – Eine schwäbische Seele
Silberburg-Verlag Titus Häusermann, Tübingen
„Die gut recherchierte und reich bebilderte Biografie bietet das Bild eines schwäbischen Intellektuellen, der mehr war als nur ein Schwabe.“
(Werner Birkenmaier in der Stuttgarter Zeitung vom 14.12.2013)
www.silberburg.de
„DEUTSCHLAND DEINE SCHWABEN“
FERNSEHSERIE AUF DVD!
Seit Dezember 2012 gibt es die Verfilmung von Thaddäus Trolls Bestseller „Deutschland deine Schwaben“ auf DVD, zu erhalten im Fach- und Buchhandel sowie unter:
www.schwabenlandfilm.de.
1971 verfilmte der Süddeutsche Rundfunk (seit 1998 SWR) Thaddäus Trolls erfolgreichstes Buch in fünf Teilen unter Mitwirkung von Thaddäus Troll, der berühmte Schwaben interviewt, zum Beispiel HAP Grieshaber, um nur einen Namen zu nennen, und von Willy Reichert, der durch alle fünf Teile führt, sowie von beliebten Schauspielern wie Oscar Heiler, Walter Schultheiß und Trudel Wulle, Werner Veidt, Erika Wackernagel und anderen. Ergänzt wird die Serie durch neu produziertes Bonusmaterial, in dem auch ich als Thaddäus Trolls Sekretärin zu Wort kommen darf. Hier ein Auszug aus meinem Konzept für das Schlusswort: "Ich möchte, vielmehr: ich muß Frieder Scheiffele zu seiner Idee, die SDR-Fernsehserie 'Deutschland deine Schwaben' auf DVD zu konservieren, einfach gratulieren. Er hat sie dadurch vor dem Vergessen in den Sender-Archivkatakomben gerettet, und das hat sie, wie ich meine, verdient. Mein Eindruck beim Wiedersehen: man kann ihr Charme, ja sogar Kultstatus attestieren. Das liegt einmal am Stoff, aber auch an der Machart, wie der Inhalt des Buches umgesetzt wurde. Nicht ohne Kritik und Unterhaltungswert werden Eigenschaften und Qualitäten der Schwaben vermittelt. Auch Landesgeschichte hat darin nicht ohne Tiefenwirkung ihren wichtigen Anteil. Manches – außer der Landesgeschichte - hat zwar Patina angesetzt, aber sie hat inzwischen den Nimbus von Nostalgie. Sehr wichtig war mir bei diesem DVD-Projekt, daß durch diese Produktion für die Volksschauspieler, die mitgewirkt haben, ein Dokument geschaffen wurde. Herzlichen Dank an Frieder Scheiffele!" Nachwort: Gar köstlich sind die Animationen des genialen Bühnenbildners Karl Wägele (31.10.1922-11.12.2012), dem mit dieser DVD-Produktion noch vor seinem Tod eine schöne Erinnerung geschaffen werden konnte.
www.schwabenlandfilm.de
(letzte Aktualisierung am 28.06.2015)